Frisch gezapfter Sonnenstrom vom Dach

Energiewende in Eigenregie

Mirko Jetschny aus Erfurt hat gut lachen. Er bezieht sogenannten Mieterstrom vom eigenen Dach. Der ist günstiger, weil der Strom ja nicht durch Netze geleitet werden muss, sondern direkt vor Ort verbraucht wird. Mieterstrom bietet zudem einen unschlagbaren Vorteil, wie Jetschny sagt: „Ich leiste einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.“

Im Grunde geht es beim Mieterstrom darum, auch die Städter in Sachen Energiewende einzubeziehen, und nicht nur die Eigenheimbesitzer im ländlichen Raum. Schließlich stellen die Mieter in Deutschland rund die Hälfte der Bevölkerung dar – und haben enorme Dachflächen, die bislang weitgehend ungenutzt sind.

Mieterstromgesetz

Die Bundesregierung hat das erkannt und 2017 das Mieterstromgesetz eingeführt. Es garantiert einen Zuschlag von zwei Cent je Kilowattstunde. Wobei der Begriff etwas irreführend ist, denn auch Eigentümer in Mehrparteienhäusern können Mieterstrom erzeugen und beziehen.

Auenhöfe Erfurt„Lange Zeit waren Mieterinnen und Mieter von den Vorteilen der Energiewende ausgeschlossen. Mit Mieterstrommodellen können endlich auch Menschen ohne Wohneigentum von der klimafreundlichen und kostengünstigen Energie der Sonne profitieren. Hierfür bieten Thüringens Dächer noch viel Potential“, sagt Umweltministerin Anja Siegesmund.

18,3 Kilowatt Solarleistung

Mirko Jetschny wohnt zwar im Eigentum, dennoch gehört ihm das Dach über seinem Kopf nicht alleine – Jetschny lebt in den Auenhöfen, einem Gebäudekomplex mit insgesamt 31 Einheiten, teils Eigentum, teils vermietet. Also musste er erst seine „Mitbewohner“ befragen, ob die denn auch Mieterstrom beziehen wollen. Die meisten wollten. Insgesamt machen 20 Wohneinheiten mit. 25 Prozent ihres gesamten Strombedarfs decken sie nun selbst. Den Rest beziehen sie aus dem Netz – ebenfalls in Form von Ökostrom.

Über das Programm „Solar Invest“ erhielten Jetschny und seine Sonnenstromfreunde selbst für die Planung finanzielle Unterstützung. Und noch eine Besonderheit hat Jetschny auf Lager: Er und seine Mitstreiter haben die Photovoltaikanlage nicht selbst gebaut und bezahlt. Das übernahmen die Stadtwerke Erfurt (SWE). Sie installierten die Anlage mit insgesamt 18,3 Kilowatt, verkaufen den „Mieterstrom“ an die Mieter und liefern auch dann Ökostrom, wenn die Sonne mal nicht vom Himmel lacht. Damit bleibt die Wertschöpfung vor Ort – so profitieren alle Seiten.

Ungenutzte Dachflächen

Auch bei den Stadtwerken freut man sich: jetzt kann man mit Mieterstrom eigene Erfahrungen machen. „Das ist ein tolles Pilotprojekt“, sagt Christian Scholz, Abteilungsleiter Vertrieb Privat- und Geschäftskunden, bei den SWE. „Wir haben in Erfurt viele ungenutzte Dachflächen – darin steckt Potenzial. So tragen wir die Energiewende in unsere Stadt.“

Weitere Informationen zu den Auenhöfen finden Sie auf der Projekt-Site der Stadtwerke Erfurt.


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